John Butler Trio

Als der damals 16-jährige John Butler zu Beginn der 1990er-Jahre die alte Dobro-Resonatorgitarre seines verstorbenen Großvaters geschenkt bekam, wusste er nach eigener Aussage lange nicht wohin mit dem antiken Stück. Da er mitten im besten Skater-Alter war, ohne Interesse an amerikanischer Rootsmusik oder Slide-Gitarren, landete das Erbstück wohl erst einmal im Keller. Als Butler sich dann aber doch einmal an die Saiten wagte, war es sofort um ihn geschehen. Er habe, sagte er später, viele Stunden unter dem Bett im Teenagerzimmer gesessen, abgetaucht in ferne Welten aus Blues, Bluegrass, Folk und Country. Die Geschichten, die des Großvaters Instrument erzählte, weckten den Songschreiber in Butler und eröffneten ein scheinbar unerschöpfliches Reservoir, aus dem er sich bis heute bedient.

Heute ist Butler einer der erfolgreichsten Songschreiber Australiens, Sänger, Jammer, Umweltaktivist und – ja – auch anerkannter Slide-Gitarrist. Des Großvaters Gitarre steht zugleich als Symbol für die verschiedenen Welten, die in John Butler stecken. Geboren in Kalifornien, übersiedelte er mit seinem australisch-stämmigen Vater als 11-Jähriger zurück in die alte Heimat. Hier, im westaustralischen Kaff Pinjarra, waren die australischen Naturklänge immer präsent, später gesellte sich der ebenfalls typisch australische, von Reggae und HipHop beeinflusste Sound der Surfer- und Skater-Szene hinzu. Aus der Dobro-Gitarre hingegen sprachen tiefer Blues, uramerikanischer Folk und Bluegrass.

Die Verbindung dieser eigentlich gar nicht so weit voneinander entfernten Elemente wurde sehr schnell zu John Butlers echter Leidenschaft. Schon zwei Jahre nach den ersten Experimenten galt er als extrem vielversprechendes, junges Songschreibertalent und erspielte sich in den Straßen der westaustralischen Hafenstadt Fremantle seine ersten Dollars. Hier verkaufte er auch mehr als 3000 Kopien seines selbst auf Kassette kopierten Erstlings, bezeichnenderweise betitelt: „Searching for Heritage“.

In Begleitung seines eigenen Trios braust Butler seitdem im meist sehr flotten Blues- und Folk-Rhythmus durch diverse musikalische Territorien, und die Australier danken ihm das mit stetig steigender Begeisterung. Butler nutzte seine wachsende Popularität von Beginn an auch für politische Botschaften und schrieb Texte zu Umweltthemen und sozialen Problemen.

2014 legte Butler sein inzwischen sechstes Studioalbum im Trio vor, „Flesh & Blood“. Die Songs entstanden erstmals komplett gemeinschaftlich mit den Kollegen Bryon Luiters und Grant Gerathy, doch behandeln sie diesmal kaum politische Themen. Stattdessen wandte sich Butler allgemeineren menschlichen Geschichten zu und kleidete sie in sein typisches, bewegt-entspanntes Butler-Blues-Gewand. Und Song Nummer 9 handelt natürlich von des Großvaters Gitarre, beziehungsweise der Großmutter, welche diese an den Teenager John Butler weiterreichte und damit nicht nur australischen Musikfreunden ein großes Geschenk bereitete.