ANNENMAYKANTEREIT

Christopher, Henning und Severin sind ANNENMAYKANTEREIT. Christopher Annen, Henning May und Severin Kantereit, wohlgemerkt. So erklärt sich der sperrige Name. Und was klanglich wie ein festgefügtes Familienunternehmen daherkommt, ist es auch im echten Leben. Christopher, Henning und Severin leben in Köln, sind dort zusammen aufgewachsen und „schreiben heute Songs darüber, wie das Leben und die Liebe zerreißt, ratlos macht und beflügelt“. So weit die Selbstdefinition, der man eigentlich nichts hinzufügen muss. Außer: Sie schreiben sehr, sehr gute Songs. Und sie spielen sie auch noch ganz bemerkenswert.

Das bemerkten zuerst die Passanten in der Kölner Innenstadt, denn hier jammten die drei seit 2011 als klassische Straßenmusikband, neben der Schule (denn, ja, sie sind noch jung). Dann kam der Mai 2013, der zweitnasseste Wonnemonat seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Und ausgerechnet zu dieser Zeit entschlossen sich die Herren, ihr erstes Album aufzuzeichnen. In einem Ruck. Und draußen. Denn die frische Luft und die Naturgeräusche scheinen zu ANNENMAYKANTEREITs Sound irgendwie dazuzugehören. Die Geschichte nahm ihren Lauf, der Regenguss kam, einiges Equipment ging mutmaßlich zu Bruch und auch am Folgetag musste noch eingespielt werden. Aber es war vollbracht: Das erste Album war geboren, komplett selbst produziert, eine große Wunderbox voll von handgemachten, emotionalen, intensiven Liedern. Nur wenig später – im Oktober 2013 – kam dann das Album auf den Markt, flankiert von einer großen Release-Party im Kölner Club Gebäude 9. Spätestens hier war der Erfolg nicht mehr aufzuhalten, und seit 2014 hat die deutschsprachige Popszene neue, sehr bodenständige Stars.

Denn die Bodenständigkeit – oder vielmehr die bescheidene Ehrlichkeit – gehört zum Kern des musikalischen Schaffens von ANNENMAYKANTEREIT. Es ist klanggewordene Freundschaft, die man hört, eine trotz ihrer jungen Jahre lang gewachsene Bandverbindung. Ihre Songs sind wie ein guter Schinken, sagen sie selbst. Sie hängen schon lange und reifen. Wenn der eher zierliche Herr May sich ans Klavier setzt und die ersten Zeilen singt, mag der eine oder andere vielleicht erschrecken. Denn May hat eine bemerkenswert tiefe, raue Singstimme und einen mäandernden Duktus, der an Rio Reiser oder auch an die frühen Element of Crime erinnert. Die goldenen Zeiten des deutschen Rocksongs also. Christopher Annen und Severin Kantereit intonieren dazu an Gitarre und Schlagwerk einen flotten, schon fast klassisch zu nennenden Folkpop, unterstützt von Tour-Bassist Malte Huck, ergänzt gelegentlich um ein sparsames Instrumentarium aus Mundharmonika, Akkordeon und Kontrabass. Schwer vorstellbar, dass dieser tiefe, warme, erdige Sound erst seit so kurzer Zeit existiert. Es klingt, als machten ANNENMAYKANTEREIT schon ewig zusammen Musik. Und wir freuen uns auf eine weitere Ewigkeit, in Zukunft.