Skinny Lister

Oh dear! Diese Briten. Betrachtet man die Videos der Folkband Skinny Lister, dann weiß man: Ein wenig speziell sind sie schon. Aber exorbitant sympathisch. Britisch eben. In den meisten Filmen sieht man einen größeren Pulk Musikusse durch die schöne englische Landschaft lustwandeln, per pedes, per Kanalboot oder per Bus, musizierend und singend. Und dann plötzlich schnallt sich – beispielsweise – Sängerin Lorna Thomas oben auf den Flügel eines Doppeldeckers und kurvt akrobatisch durch die Lüfte. Vom Boden aus prosten die Kollegen gut gelaunt aus gewaltigen Bierkrügen zu. In anderen Videos sieht man die Band im Kanal in Richtung Frankreich schwimmen. Crazy. Und irgendwie very british.

So klingen Skinny Lister auch. Wer die rotzige Kraft Londoner East-End-Punk-Bands mit schwärmerischem Banjo-Folk verquickt, muss schon ein wahrer Meister sein. Skinny Lister reichern diese Mischung noch mit einer gehörigen Portion Vaudeville und Sommerpop-Gesang an und garnieren alles mit einer forschen Parodie britischer Landadel-Attitüde (vor einigen Jahren gab es angeblich altenglische Pferdebeschläge mit Bandlogo zu kaufen).

Nein, Skinny Lister ist nicht direkt die gesetzte britische Folkband, die man erwarten könnte. Ihr Produzent David Wrench ist ein echter walisischer Haudegen, der mit eigenen Songs wie „Fuck You And Your War On Terror“ schon etliche arglose Folk-Romantiker in die Flucht trieb. Und schließlich bezeichneten sie sich selbst auch gern einmal als „Pogues mit guten Zähnen“ – ein wirklich unerhörter Seitenhieb auf die britisch-irische Punk-Institution The Pogues und ihren Sänger Shane MacGowan. Dazu gehören gute Nerven und ein robustes Selbstbewusstsein.

Beides haben die sechs Ladies und Gentlemen um die Sänger Daniel Heptinstall und Lorna Thomas zweifellos. 2009 traten sie zum ersten Mal in Erscheinung, in Form einiger digital veröffentlichter Songs. 2010 jedoch schlug die eigentliche Geburtsstunde der Band – mit den beiden heute legendären EPs „Home Made Tour“ und „Grand Union“. Beides waren schon Skinny-Lister-Streiche auf höchstem Niveau: beste, mitreißende Folkmusik, dargeboten und live aufgenommen sowohl auf einem Boot den Grand-Union-Kanal entlangschippernd („Grand Union“) als auch in den Wohnzimmern von Freunden und Familienmitgliedern in der britischen Countryside („Home Made Tour“). Der Erfolg ließ nicht lang auf sich warten. Schon im Jahr 2011 erhielten sie offiziell den Titel als „Hardest Working Band in UK“ und liefen im Jahr darauf sogar beim berühmt-berüchtigten South-by-Southwest-Festival in Austin/Texas auf. Wir freuen uns auf ein exzentrisches, mitreißendes, großartiges Abschlusskonzert der diesjährigen Kulturarena, mit der dafür wohl am besten qualifizierten Band!