Talisco

Talisco

Nein, niemand soll erfahren, was Talisco eigentlich bedeutet. Monsieur Jérôme Amandi aus Bordeaux hält die Quelle seines Pseudonyms streng geheim, nur, pst: Es sei eine Hommage an einen ihm sehr nahestehenden Menschen. Auch sonst weiß man nicht viel Persönliches über Talisco. Im Jahr 2013 tauchte er unvermittelt auf, vielleicht Ende 20 und musikalisch ein völlig unbeschriebenes Blatt, dafür aber mit einem überwältigenden Song in der Hand („My Home“). Das Pariser Label Roy Music war am schnellsten und verpflichtete den unbekannten Musikus, es folgten eine EP, 2014 eine komplette Langspielplatte, und ganz Frankreich schwingt aktuell im Talisco-Takt. Ganz Frankreich? Ja, ganz Frankreich! Und das, obwohl Talisco auf Englisch singt. Das mag daran liegen, dass französische Musikliebhaber durch die Erfolge von Daft Punk oder Air inzwischen die rhythmische Kraft des Englischen zu schätzen gelernt haben. Es könnte aber auch daran liegen, dass Taliscos Musik einfach zu verführerisch ist. Und zu überwältigend. War die erste Single „My Home“ noch ein romantischer Gitarrenfolk-Ohrwurm, so explodierte auf dem folgenden Album „Run“ die Auswahl der Stile geradezu: Vom Gitarrensound geht es über das Klavier bis hin zu enthusiastischen Synthesizer- und Orchesterarrangements. Am besten könnte man diese Mischung noch als Elektrofolk bezeichnen, mit vielen Anklängen an schnelle, mitreißende Tribalpop-Klänge à la Crystal Fighters. Das ist in jedem Fall popmusikalische Überwältigungstaktik, aber eine der schönsten und komplexesten der letzten Jahre. Da reibt sich nicht nur Frankreich verwundert die Augen. Denn immer klarer stellt sich heraus: Hier hat einer über Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte hinweg ganz allein eine Klangidee nach der anderen ausgebrütet, überarbeitet, verworfen und wieder neu arrangiert, um schließlich mit einem gewachsenen, umfassenden Sound an die Öffentlichkeit zu treten. Vergleiche mit dem deutschen Multiinstrumentalisten-Wunder Konstantin Gropper alias Get Well Soon liegen nahe – beide haben ein ganzes Popuniversum aus eigenen Einspielungen erschaffen, und beide lieben den großen Wurf im klanglichen Sinne. Taliscos Einzigartigkeit liegt jedoch zweifellos in seiner Stimme. Das hohe, euphorische Timbre ist neben den ausgefeilten instrumentalen Arrangements die eigentliche Triebkraft all seiner Songs und erinnert viele Kritiker an den verstorbenen Jeff Buckley. Mit solchen Vergleichen hat der eher scheue Talisco naturgemäß eher wenig am Hut, doch sagen sie viel aus über den Stellenwert, den Talisco innerhalb kurzer Zeit erlangt hat. Viele vermuteten bei seinem Debüt, er sei ein eigenbrötlerischer Studio-Eremit, der nie live spielen werde. Aber auch hier greift der Jeff-Buckley-Vergleich, denn Talisco entpuppte sich in zahlreichen Konzerten als echte Bühnensau, die sich auch nicht scheut, den eigenen, perfekt arrangierten Songs ein paar kräftige Live-Schrammen zu verpassen. Was ihnen sehr gut steht.

Besetzung

Frankreich Frankreich

Theatervorplatz, Jena

Einlass: ab 19:00 Uhr

VVK voll VVK erm AK voll AK erm
11.00 € 8.00 € 14.00 € 11.00 €

Jokerkarten gelten

Video

Pressestimmen

„Mal langsamer, mal schneller schlagen die Gitarren den Rhythmus an – ab und zu klingt es ein wenig wie „The Whitest Boy Alive“. Die Musik wird leichter, poppiger. Wellenartig breitet sie sich in der Kulturarena aus. [...] Die Songs fließen – Talisco malt ein melancholisches Aquarell in den Abendhimmel.“
TLZ, 17. August

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