Lilabungalow & Klinke auf Cinch DJ Set

kulturarena club im kassablanca

Der Abend gehört der Region und dem elektrisierenden Pop: Lilabungalow aus Erfurt und im Anschluss Klinke auf Cinch aus Jena, beide beim Leipziger Label Analogsoul beheimatet.

Die Jenenser Clemens Kynast und Lutz Hartmann sind als Klinke und Cinch mit ihrem delikaten, unendlich komplexen Live-Electronica-Sound aus der hiesigen Landschaft gar nicht mehr wegzudenken. Und auch Lilabungalow sind in Jena seit Jahren keine Unbekannten. Dabei hätte Bandgründer Patrik Föllmer doch eigentlich schon vor Jahren den Schuldienst antreten sollen. Die Erfurter Schüler hätten es ihm sicher gedankt. So aber – sagt die Bandlegende – schwänzte der vielversprechende junge Grundschullehrer P. Föllmer im Jahr 2008 unentschuldigt (!) einen Monat den Schuldienst, um mit dem italienischen Schlagerbarden Paolo Fusi als Trompeter durch die Lande zu ziehen. Rock ’n’ Roll, Baby! Die verheulten Gesichter der armen, zurückgelassenen Kinder darf man sich lieber nicht vorstellen. Doch es hat sich gelohnt. Frontmann Föllmer hottet seitdem gern im eleganten Dreiteiler aus italienischem Tuch ab, und der Lilabungalow ist ein festes Haus der Musik. Stilistisch hingegen orientierte sich Föllmer glücklicherweise nicht an Signore Fusi, sondern evolutionierte sich freudig durch die verschiedensten Formationen und Stile zwischen Gitarrenpop, Indie, Jazz, Elektro und vielem mehr. Damit unterstützte Lilabungalow alle möglichen angesagten Bands als Support, von Northern Lite über Hundreds bis Herbert Grönemeyer.

Inzwischen sind Lilabungalow mit Bassist David Bönsch und Schlagwerker René Colditz bei einer festen Dreierformation angelangt und selbst schwer auf Tour. Als Erweckungserlebnis bezeichnen sie selbst ein Erlebnis, das nur wenigen junge Bands gegönnt ist: ein Konzert im Auditorium Stravinski, beim Montreux Jazz Festival 2012.

Mit dieser Erfahrung im Rücken veröffentlicht die Band im Herbst 2012 ihr erstes eigenes Album, nach vielen Jahren unsteter Existenz. Das eher prosaisch „Lilabungalow“ betitelte Album sorgt über Jahre für ein sehr reges Tourleben und macht Lilabungalow zu dem, was die Band heute ist: ein ziemlich zügelloses Pop-Trio, bestens gerüstet für den Einsatz in überfüllten Clubs und auf verschwitzten Open-Air-Festivals, sich immer wieder neu erfindend zwischen Pop, Jazz, Country, Elektro, gar Glitch. 2015 schließlich entstand Album Nummer zwei, „Peace to gold“. Aufgenommen wurde es mit einem mobilen Studio unter anderem in Erfurt, Weimar, Kopenhagen und in Berlin, dort namentlich im traditionsreichen Funkhaus. Gold zeigt auch die Richtung, in die es geht: Pop im besten Sinne des Wortes, Pop an der äußersten Bühnenkante, mit Momenten voll Schönheit wie auch voll stürmischem Vorwärtsdrang. Der bandeigene Slogan dazu lautet ganz salopp: „ein Utopistentrio auf Eiersuche in den Epen der Menschheit“. Marketingfeindlicher geht es nimmer, ironischer auch kaum. Noch ein Pluspunkt.