Lubomyr Melnyk

Lubomyr Melnyk

ArenAkustik im Volksbad

Als das britische Avantgarde-Label Erased Tapes Records 2013 voller Begeisterung beschloss, die neue LP von Lubomyr Melnyk zu veröffentlichen, da gab Mr. Melnyk schlicht zurück: „Sehr gern, aber wo ward ihr Typen denn, als ich dreißig war?“

Ja, es ist ein gewisses Rätsel um Lubomyr Melnyk. Einerseits gilt der in München geborene, in Kanada in einer ukrainischen Flüchtlingsfamilie aufgewachsene Pianist als einer der bedeutendsten Musiker unserer Zeit, in den Feldern der Minimal Music und der Klavierimprovisation wohl nur vergleichbar mit Größen wie Terry Riley oder Keith Jarrett. Auf der anderen Seite war der inzwischen fast 70-Jährige in Europa nahezu unbekannt – bis eben die Kollegen von Erased Tapes sich als große Fans outeten und Melnyk mit seiner mittlerweile 17. Solo-Veröffentlichung (!) einen späten weltweiten Ruhm schenkten.

Allerdings setzte schon im Jahr 1978 die New Yorker Zeitschrift „Village Voice“ Melnyks Debütalbum „KMH – Piano Music in the Continuous Mode“ auf die Liste der „10 Alben, ohne die man nicht leben kann“. Und wer Lubomyr Melnyk einmal live erlebt hat, der wird sofort zustimmen. Als passionierter Rauschebartträger strömt Melnyk schon vor jedem Klavierkontakt einen raumgreifenden, hippiesken Künstlercharme aus. Wenn er dann jedoch in die Tasten greift, ist es, als ob die Decke des Saales sich öffnet und ganze Galaxien sichtbar werden. In schneller Folge gehen Töne um Töne nieder wie ein warmer, sanfter Regen, der melodiös um einzelne Themen streicht, verweilend, spielend, funkelnd. Es bieten sich Analogien zur bildenden Kunst an: Wie der flirrende Farbauftrag der Impressionisten das einzelne Bild in Tausende Punkte auflöste, so baut Melnyk aus schnellen Tonfolgen ganze akustische Welten auf. „Continuous Music“ nennt er selbst etwas prosaisch diesen Stil, der formal den Ideen der Minimal Music folgt, klanglich aber ganz andere Höhen und Untiefen auslotet. Denn inhaltlich ist Melnyk durchaus der spätromantischen Musik eines Claude Debussy, eines Maurice Ravel oder eines Franz Liszt verpflichtet. Nur transportiert er diese Ideen eben mittels einer fast unmenschlich schnellen und trotzdem zarten, sanften Technik ins 21. Jahrhundert. Diese sehr spezielle Spieltechnik wurde schon in den 1980er-Jahren registriert und erforscht. Seitdem gilt er offiziell als „schnellster Pianist der Welt“, mit einer für das menschliche Ohr überhaupt nicht mehr wahrnehmbaren Schlagzahl von 19,5 Noten pro Sekunde. Doch nichts liegt Melnyk ferner als Rekordjagden. Für ihn, wie auch Kollegen wie Moondog oder Arvo Pärt, mit denen er gelegentlich verglichen wurde, ist Musik – und damit auch das rasante Spiel – eigentlich ein Mittel der Transzendenz, der fast religiösen (Selbst-)Erfahrung.

Besetzung

Piano - Lubomyr Melnyk

Ukraine Kanada Ukraine/Kanada

Volksbad, Jena

Einlass: ab 19:00 Uhr

VVK voll VVK erm AK voll AK erm
11.00 € 8.00 € 14.00 € 11.00 €

Jokerkarten gelten nicht

Das Konzert ist ausverkauft. An der Abendkasse sind keine Restkarten erhältlich.

Video

Pressestimmen

„Er gilt als schnellster Pianist der Welt: Lubomyr Melnyk. [...] Diese Hochgeschwindigkeit wird nicht äquilibristisch ausgestellt, sondern dient der Musik. Die geht fort, fort und immer weiter und ist von dezidierter Schönheit.“
Leipziger Volkszeitung, 20. August

Zurück